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Das Informationsportal für Stadt und Landkreis Erding
Bild: Archiv - unsplash von Dave Adamson (@aussiedave)
American Footballs lokales Vermächtnis
Weit entfernt von den strahlenden Lichtern der NFL-Stadien, mitten in Bayern, liegt eine Stadt mit einer ungewöhnlich starken American-Football-Tradition. Eine der ältesten American Football Mannschaften Deutschlands – die Erding Bulls – ist in Erding beheimatet, einer Stadt, die normalerweise eher mit Bier und der Therme in Verbindung gebracht wird.
Die 1980 gegründeten Bulls sind ein Beweis für die Begeisterung und Hartnäckigkeit an der Basis in einer Nation, in der Fußball für unsere amerikanischen Leser an erster Stelle steht.
Von Biker-Helmen zu bayerischem Ruhm: Die Anfänge
Anfang der 1980er Jahre, als American Football in Deutschland noch nahezu unbekannt war, begann die Geschichte der Erding Bulls. Angetrieben von der Liebe zu Schulterpolstern und Touchdowns war die Mannschaft damals eine seltsame Mischung u.a. aus Karate-Anhängern und Mitgliedern von Motorradclubs.
Kurz nach der Gründung der Bulls trat Johann „Hans“ Eicher, der später zum Herzblut des Clubs werden sollte, den Bulls bei und hat fast jede Position innerhalb des Teams besetzt – Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Technischer Leiter, Vorstandsmitglied und jetzt Abteilungsleiter und Headcoach.
Anfangs benutzten sie geliehene Ausrüstung, wurden von anderen örtlichen Sportmannschaften angefeindet (sie wurden beschuldigt, „den Platz zu ruinieren“) und waren sowohl beim Training als auch beim Coaching auf amerikanische Truppen aus dem nahe gelegenen Augsburg angewiesen.
Es war echt, auch wenn es rau und ungeschliffen war. Aus einem exzentrischen Versuch wurde das, was einst seltsam schien, zu einer tragenden Säule der Sportkultur in der Nachbarschaft von Erding.
Entwicklung und Anerkennung: Die Bulls heute
Vier Jahrzehnte später sind die Erding Bulls fest etabliert. Die Mannschaft ist bekannt für die Organisation eines der energiegeladensten Sportereignisse der Region und spielt in der Bayernliga, der vierthöchsten American-Football-Liga Deutschlands. Zu ihren Heimspielen kommen in der Regel zwischen 250 und 1.500 Zuschauer, die sich auch an den Essensständen, Musik und Cheerleadern erfreuen.
„Unser Spieltag ist wie in Amerika – es ist nicht nur ein Spiel, es ist Unterhaltung, ein Familienereignis“, sagt Eicher und zieht Vergleiche zum Spektakel des American Football in den Vereinigten Staaten.
Die Bulls versuchen ihr Bestes, um mit besser finanzierten Clubs mitzuhalten, trotz ihres lokalen Status. Während andere Gegner fünf oder mehr amerikanische Spieler einsetzen – die aufgrund ihres sportlichen Hintergrunds und ihrer Erfahrung oft dominieren – sind die Bulls in der Regel hauptsächlich auf lokale Talente angewiesen.
Den Erding Bulls – und dem American Football im Allgemeinen – fällt es immer noch schwer, mit der Anziehungskraft anderer Sportarten in Deutschland mitzuhalten. Schauen Sie sich nur die Zahlen an: Täglich beteiligen sich Tausende an Fußballwetten in Deutschland, insbesondere an Champions League Spieltagen oder Bundesliga Wochenenden.
Jugendförderung und Inklusion
Das zunehmende Interesse der Bulls an jungen Menschen ist eines der hoffnungsvollsten Features ihrer Entwicklung. Es gibt Teams in den Altersklassen U9, U11, U13, U16 und U19. Ihr U16-Team hat kürzlich seine Gruppe in der Flag-Football-Liga gewonnen und wurde sehr guter Fünfter bei der bayerischen Meisterschaft.
Beim Flag-Football, das im Gegensatz zum regulären American Football ohne Körperkontakt auskommt und sich am besten für jüngere Spieler eignet, liegt der Fokus auf Schnelligkeit und Strategie und nicht auf körperlicher Kraft.
Die Bulls haben eine integrative Aufstellung, aber noch kein eigenes Frauenteam. Derzeit leitete eine Quarterback-Spielerin die U16-Mannschaft – ein ungewöhnlicher Anblick, der aber die flexible Einstellung des Teams unterstreicht.
Football soll für alle da sein, unabhängig von Alter, Gewicht oder Geschlecht. Die strategische Komponente des Spiels und der Wert des Beitrags jedes Spielers machen Football zu einer Art Schach mit Menschen.
Rückschläge und der Weg nach vorn
Die Bulls hatten wie viele andere Teams während der COVID-19-Epidemie zu kämpfen. Eingeschränkte Trainingspläne und verschobene Veranstaltungen führten zu sinkenden Teilnehmerzahlen – insbesondere bei jungen Teamabsolventen.
Bei dem Team aus dem Landkreis Erding hat die Moral aber nicht gelitten.
Fazit: Ein Vermächtnis entsteht
Von einer zusammengewürfelten Gruppe von Bikern und Kampfsportlern zu einer Institution mit mehr als 40 Jahren Bestehen – die Erding Bulls sind der Beweis dafür, dass selbst die unwahrscheinlichsten Ziele aufblühen und gedeihen können.