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Das Informationsportal für Stadt und Landkreis Erding
Agentur für Arbeit, Kreishandwerksmeister, IHK und Berufsschule ziehen Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt im Landkreis Erding.
Mit Beginn des Herbstes starteten wieder zahlreiche Erdinger Jugendliche in ihr Berufsleben als Azubi in einem Betrieb der Region. „In diesem Jahr freue ich mich besonders über jeden einzelnen abgeschlossenen Ausbildungsvertrag, stand das letzte Berufsberatungsjahr doch erneut sehr im Zeichen der Corona-Krise mit entsprechend erschwerten Rahmenbedingungen für Jugendliche, Betriebe, Schulen und Berufsberater*innen“, erläutert Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Freising/Erding.
So waren Herbst und Winter 2020/2021 von Unsicherheit und wirtschaftlichen Einschränkungen geprägt, erst ab dem Frühsommer normalisierte sich die Lage in vielen Bereichen etwas. Praktika, persönliche Beratungen, Vorstellungsgespräche und sogar erste Berufsorientierungsmessen konnten wieder stattfinden. Auch die wirtschaftliche Situation entspannte sich in vielen Branchen.
„Das gab dem regionalen Ausbildungsmarkt – zusammen mit der hohen Ausbildungsbereischaft der hiesigen Unternehmen – einen guten Schub“, so Nikolaus Windisch.Vergleichsweise positiv fällt deshalb die Ausbildungsmarkt-Bilanz der Agentur für Arbeit Erding aus: Nach rückläufigen Stellenmeldungen im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Berufsberatungsjahr 2020/2021 bereits wieder das Vorkrisen-Niveau.
So suchten die regionalen Betriebe zuletzt für 743 Stellen Nachwuchskräfte und damit für 91 Stellen mehr als im Vorjahr. Zuwächse gab es im Landkreis Erding in verschiedenen Branchen, besonders deutlich fiel die Zunahme der Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen in den Bereichen Verkehr und Lagerei, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Unternehmensberatung aus. Leicht rückläufig war die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Bereich der Öffentlichen Verwaltung und im Maschinenbau.
Zum Ausbildungsstart im September 2021 waren von den insgesamt 743 gemeldeten Aus-bildungsstellen noch 73 Ausbildungsstellen unbesetzt, 48 Stellen weniger als vor einem Jahr. Der Ausbildungsmarkt im Landkreis Erding bleibt damit weiter ein „Bewerbermarkt“.Entsprechend Positives gibt es auf Seiten der Jugendlichen zu vermelden: Wie schon in den vergangenen Jahren konnten auch 2020/2021 fast alle ausbildungsinteressierten Jugendlichen, die sich bei der Agentur für Arbeit Erding zur Berufsberatung anmeldeten, zum Ausbildungsbeginn in eine berufliche oder schulische Ausbildung starten.
So machten sich zuletzt 542 junge Frauen und Männer mithilfe der Berufsberatung auf die Suche nach einer Ausbildungsstelle, 25 Jugendliche weniger als im Vorjahr. Davon waren zum Ausbildungsbeginn noch 13 junge Leute „unversorgt“, hatten also noch keine berufliche oder schulische Perspektive. „Jugendliche, die bisher keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben, sollten unbedingt weiter dranbleiben“, das ist Harald Brandmaier, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Freising/Erding wichtig zu betonen: „Viele Unternehmen stellen Azubis auch nach dem regulären Ausbildungsstart ein.
Unsere Berufsberater*innen helfen hier gerne weiter, sie informieren aber auch über Überbrückungsmöglichkeiten und unterstützen, wenn es während einer Ausbildung Schwierigkeiten gibt.“ Zum Ausbildungsbeginn waren bei der Agentur für Arbeit Erding noch offene Ausbildungsstellen in unterschiedlichen Bereichen gemeldet. Gesucht wurden unter anderem angehende Zahnmedizinische Fachangestellte, Großhandelskaufleute, Chemielaborant*innen, Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen sowie Handelsfachwirt*innen. Auch im Handwerk waren zum Ausbildungsstart noch Lehrstellen zu vergeben.
Das Handwerk
Einige regionale Handwerksbetriebe würden sich tatsächlich noch sehr über weitere Azubis
freuen. Insgesamt wurden im Handwerk im Landkreis Erding seit Jahresbeginn 267 Lehrverträge abgeschlossen, 13 Verträge weniger als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr und 39 Verträge weniger als 2019. „Die leidige Pandemie hat die Ausbildungssituation stark beeinflusst.
Die relativ guten Zahlen des Vorkrisenjahres wurden im Handwerk erneut leider
bei weitem verfehlt“, erläutert Rudolf Waxenberger, Kreishandwerksmeister im Landkreis
Erding, und führt weiter aus: „Besonders von Corona betroffen waren und sind die Berufe
der sogenannten körpernahen Dienstleistungen wie Friseur*innen und Körperpflegeberufe.
Durch die langen Schließungen und die dann folgenden Abstandsgebote sahen sich viele
Betriebe nicht mehr in der Lage, ihrer sonst großen Ausbildungsbereitschaft nachzukommen.“
Zu Pandemiezeiten konnten zudem keine Messen veranstaltet werden, Schulbesuche
mussten ausfallen.
Dies erschwerte die Anwerbung von Auszubildenden für das Handwerk
zusätzlich. „Hinzu kommt – was ich seit weit mehr als einem Jahrzehnt bemängele –
dass das Handwerk für Gymnasien keine, für Realschulen und sonstige weiterführende
Schulen, nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint“, so Rudolf Waxenberger. „Trotz
allem danke ich allen handwerklichen Ausbildungsbetrieben für ihre nicht nachlassende,
hohe Bereitschaft, Menschen in unseren Gewerken auszubilden.“Industrie- und Handelskammer Stabile Ausbildungszahlen meldet die Industrie- und Handelskammer für den Landkreis Erding.
So freute sich diese zum Ausbildungsbeginn 2021 über 237 neue Auszubildende in den hiesigen Betrieben. Damit wurde in diesem Jahr ein Ausbildungsvertrag mehr abgeschlossen als im selben Zeitraum 2020. Hubert Schöffmann, Bildungspolitischer Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK e.V.) zeigt sich – zumindest mit Blick auf ganz Bayern – aber nur verhalten optimistisch: „Die regionale Wirtschaft in Industrie, Handel und Dienstleistungssektor schöpft nach dem Corona-Schock wieder Zuversicht. Auch die Talsohle bei der Besetzung von Ausbildungsstellen scheint bald überwunden. Vor allem die sinkende Zahl an Bewerbungen für eine Ausbildung ist jedoch besorgniserregend. Denn jeder unbesetzte Ausbildungsplatz von heute, bedeutet eine fehlende Fachkraft von morgen. Es bleibt eine herausfordernde Daueraufgabe für alle Partner, Lücken bei der Berufsorientierung und bei den Informationen über die attraktiven Ausbildungsangebote und beruflichen Aufstiegsperspektiven in den bayerischen Betrieben gemeinsam zu schließen."
Die Staatliche Berufsschule Erding
Über die Situation aus der Perspektive der Jugendlichen kann die Staatliche Berufsschule Erding berichten. 2.009 junge Frauen und Männer werden dort seit Beginn des Schuljahres 2021/2022 in 98 Klassen unterrichtet, 103 Schüler*innen weniger als im Vorjahr.„Bei den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel, den Hotelfachleuten, den Friseur*innen, den Tisch-ler*innen, den Köch*innen und den Fluggerätemechaniker*innen beobachten wir in diesem Schuljahr sinkende Schüler*innenzahlen. Zuwächse haben wir dagegen vor allem bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten und Zimmerer*innen zu verzeichnen“, erläutert Dieter Link, Leiter der Berufsschule Erding. 49 Jugendliche ohne Ausbildungsberuf werden im Schuljahr 2021/2022 an der Berufsschule in schulischen Vollzeitangeboten unterrichtet. 61 Schüler*innen haben einen Fluchthintergrund und besuchen eine Berufsintegrations-klasse. Neu an der Staatlichen Berufsschule Erding: Ab dem Schuljahr 2021/22 wird dort eine Berufsfachschule für Kinderpflege eröffnet.
Fazit und Ausblick
„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten im Landkreis Erding viele Jugendliche zum Ausbildungsbeginn in eine hoffentlich erfolgreiche berufliche Zukunft starten. Das stimmt positiv“, resümiert Nikolaus Windisch. Die regionale Wirtschaft erholt sich, viele Betriebe stehen damit aber auch wieder vor Herausforderungen, die sie schon vor der Corona-Krise beschäftigten: die Suche nach ihren Fachkräften von morgen.
Deshalb ist auch Nikolaus Windisch überzeugt:„Es wird weiter unserer gemeinsamen Anstrengung bedürfen, Betriebe und Jugendliche zusammenzubringen, junge Menschen über die Attraktivität der verschiedenen Ausbildungsberufe zu informieren und ihnen damit auch – je nach Eignung und Neigung – eine Alternative zum Besuch einer weiterführenden Schule oder zur Aufnahme eines Studiums aufzuzeigen.“
Nicht nur in diesem Punkt sind sich die Vertreter der Arbeitsagentur, des Handwerks, der IHK und der Staatlichen Berufsschule Erding einig. Sie vereint darüber hinaus auch die Hoffnung, dass im kommenden Jahr Berufsorientierung wieder „persönlicher“ werden kann – durch dauerhaften Präsenzunterricht in den Schulen, Praktika in den Betrieben und dem persönlichen Beratungsgespräch von Angesicht zu Angesicht.´´