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09.11.2023 - Erding

Stolpersteinverlegung für Josef Berglehner

Herr Gunter Demnig

Am 08.11.2023 fand die Stolpersteinverlegung für den Erdinger Josef Berglehner in Erding, Lange Zeile 31, statt.


Das Steinlegung organisierte das P-Seminar „Stolpersteine“ des Korbinian-Aigner-Gymnasiums. Ein Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede.

Anschließend sprach Herr Oberbürgermeister Gotz darüber, wie in den letzten Jahren rechte Personen immer mehr Macht erlangten und dass wir uns als Gesellschaft gegen diese Personen stark machen müssen, sodass sich nicht wieder eine Zeit wie während der NS-Diktatur wiederholt.
Ein weiterer Schüler des P-Seminars schilderte die bewegende Geschichte von Herrn Berglehner, von seiner Geburt 1910 bis zu seinem Tod 1964.

Josef Berglehner, Dekorationsmaler aus Erding, wurde 1939 „wegen Zuwiderhandlung gegen das Heimtückegesetz“ inhaftiert. Zuvor war er schon wegen einer Mitgliedschaft in der KPD in das Visier der Schutzpolizei Erding geraten. Er war von 1939 bis 1945 dauerinhaftiert, unter anderem im KZ-Dachau, im Außenlager Heidenheim und im KZ-Flossenbürg. Im April 1945 konnte er flüchten und kam schwerkrank nach Erding zurück.

Aufgrund seiner Tuberkulose konnte er seine Arbeit nicht mehr ausüben. Die Jahre nach dem Krieg stellte Berglehner mehrmals Antrag auf Entschädigung und Rente. Seine mehrfachen Klagen wurden immer wieder abgelehnt. Er versuchte vergeblich bis zu seinem Tod Entschädigung zu erlangen, doch erhielt diese nie.

Wegen dieser Ungerechtigkeit wurde dieser Stolperstein verlegt, damit wir seinen Kampf und die Ereignisse in Erinnerung behalten. Den Stein verlegte Herr Gunter Demnig.
Nach dem Lebenslauf von Josef Berglehner fand eine musikalische Einlage einer Schülerin des P-Seminars statt.

Anschließend wurden weiße Rosen um den Stein abgelegt.

Lebenslauf von Herrn Josef Berglehner
(Text: P-Seminar „Stolpersteine“ am Korbinian-Aigner-Gymnasium Erding)

Josef Berglehner wurde am 16.12.1910 in Erding geboren. Seine Eltern, Josef und Lina Berglehner, handelten mit Gebrauchtwaren. Er hatte acht Geschwister, vier Brüder und vier Schwestern. 1924 begann er eine Lehre als Dekorationsmaler, welche er drei Jahre später abschloss.
Diesem Beruf ging er bis zu seine Inhaftierung nach.

1930er Jahre
Bereits vor 1933 war Josef Berglehner Mitglied der KPD. In einem Versuch, sich vor politischer Verfolgung zu schützen, wurde er 1935 Mitglied der SA, jedoch 1937 wegen ,,seiner kommunistischen Einstellung" ausgeschlossen.

Ende Mai 1939 richtete die Schutzpolizei Erding ein Schreiben an das Landratsamt Erding. Man warf Herrn Berglehner darin „Trunkenheit" und „Zuwiderhandlung gegen das 'Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniform'" vor. Als Folge davon wurde er Mitte Juli 1939 „wegen Zuwiderhandlung gegen das Heimtückegesetz" inhaftiert.

Vom August 1939 bis zum April 1945 war Josef Berglehner durchgehend inhaftiert. Zuerst im Konzentrationslager Dachau, dann im KZ-Flossenbürg, danach wieder im KZ-Dachau, schließlich in dessen Außenlager Heidenheim und zuletzt erneut im KZ-Dachau. Er trug einen roten Winkel mit der Nummer 990.

1940er Jahre
Im April 1945 wurde er mit tausenden anderen Häftlingen auf einen „Todesmarsch" Richtung Tirol geschickt. Er konnte flüchten, versteckte sich ein paar Tage bei einem Bauern in Königsdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) und kehrte dann schwer an Lungentuberkulose erkrankt nach Erding zurück. 1946 wurde ihm bescheinigt, dass er in Folge der Gefangenschaft schwere körperliche Schäden erlitten hatte. Im folgenden Jahr führte die Lungenerkrankung dazu, dass er seine Arbeit nicht mehr ausüben konnte.

Bereits 1949 stellte Josef Berglehner einen Entschädigungsantrag. Obwohl er die nötigen Nachweise hatte, wurde der Antrag aufgrund seiner „nicht politischen Straftaten" abgelehnt.

1950er Jahre
1952 stellte Josef Berglehner einen weiteren Antrag, doch wegen seiner Vorstrafen und der SA-Mitgliedschaft erhielt er nur einen geminderten Betrag. Zudem forderte er eine Rente, welche ihm lediglich für drei Monate gewährt wurde. Da Herrn Berglehner 1953 attestiert bekommen hatte, dass er noch immer an den im KZ erfahrenen Schäden litt, reichte er im folgenden Jahr eine Beschwerde gegen das Auslaufen der Rente und eine Klage auf weitere Entschädigung ein. Das Gericht erkannte an, dass ihm Unrecht widerfahren sei, sah Entschädigungen aber nur für Widerstandskämpfer vor. Seine daraufhin begonnene Klage am Bundesgerichtshof wurde schließlich 1955 abgewiesen.

1960er Jahre
Bis 1960 kämpfte er mit wachsender Verzweiflung darum, für die Haftzeit eine Entschädigung zu bekommen. Vergeblich. 1964 starb er an den Folgen der Lungentuberkulose, die er sich im Konzentrationslager zugezogen hatte. Die Entschädigung, die Josef Berglehner erhielt, war nicht angemessen. Es ist belegt, dass Herr Berglehner sechs Jahre als politischer Häftling in Konzentrationslagern war. Mit den körperlichen Folgen kämpfte er sein Leben lang. Ihm stand Entschädigung zu. Der Kampf um Anerkennung hinterließ auch psychische Spuren, Josef Berglehner wurde immer verzweifelter, fühlte sich nicht verstanden oder gehört.

So legen wir diesen Stolperstein für Herrn Josef Berglehner, denn für das maßlose Unrecht, das er unter dem NS-Regime erfuhr, hat der einen Ausgleich verdient. Die Entschädigung können wir ihm nun nicht mehr geben. Zumindest einen Teil der Anerkennung allerdings schon. Josef Berglehner, sein Kampf und seine Geschichte, werden so nicht in Vergessenheit geraten.
Quelle: Redaktion (bg)

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