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Die Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag 5. Mai um 19 Uhr. Die Ausstellung ist dann vom 6. Mai bis 15. Mai 2022 jeweils von 13 Uhr bis 19 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen. Am 9. Mai um 19 Uhr gibt es eine Sammlerführung: Joseph Hierling führt durch die Ausstellung. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog! Die Ausstellung wird von der Stadt Erding veranstaltet. Schirmherr ist Herr Oberbürgermeister Max Gotz.
Albert Schiestl-Arding war ein Kunstmaler den man leider oft vergisst, wenn man die berühmten in Erding geborenen Künstler wie Hiasl Maier-Erding, Franz Xaver Stahl, August Kraus oder Benno Hauber und die vielen anderen aufzählt. „Seine Werke sind grandios, seine Lebensgeschichte berührend und viel zu kurz“, weiß die Leiterin des Museums Franz Xaver Stahl, Dr. Heike Kronseder und fand schon längst, dass eine Ausstellung mit Werken des Albert Schiestl-Arding in Erding überfällig war.
Der Zufall wollte es, dass der berühmte Sammler von Kunstwerken des expressiven Realismus, Joseph Hierling, genau das gleiche Ansinnen hatte. Beim persönlichen Treffen im Jahr 2019 in Erding war schnell alles ausgemachte Sache: „Wir verstanden uns sehr gut und Erding gefiel Herrn Hierling – vor allem das Frauenkircherl als Ausstellungsort ist ideal für eine Bilderschau“, so Heike Kronseder. Ein Termin war schnell gefunden! Zunächst hatte dann Corona alle Ausstellungspläne zunichte gemacht.
Nun aber ist ein Ausstellungsgeschehen wieder möglich und zusammen mit Joseph Hierling wird vom 6. Mai bis 15. Mai im Frauenkircherl Erding die Ausstellung „Albert Schiestl-Arding, ein Maler des expressiven Realismus, geboren in Erding“ gezeigt.
„Die Bekanntschaft mit Joseph Hierling ist ein Glücksfall“, so Heike Kornseder. Er war Leiter der Film- und Fernsehproduktion des Bayerischen Fernsehens und begann Kunst zu sammeln. Allein seine Erzählungen über die Bekanntschaft mit Künstlern und Galeristen, Literaten und Kunsthistorikern ist spannend. Seine Sammlung mit Werken des „Expressiver Realismus“ ist bedeutend und ein Teil davon sind seine Gemälde von Albert Schiestl-Arding.
So wird die Schau viele seiner Gemälde zeigen und ergänzt werden durch Gemälde der städtischen Sammlung Erding. „Das Museum Erding stellt für die Ausstellung im Frauenkircherl die Schiestl-Gemälde aus Museumsbestand zur Verfügung“, freut sich Heike Kronseder.
Albert Schiestl wurde am 27. April 1883 in Erding als Sohn des Posamentiers, also des Borten-, Zierbänder- und Quastenmachers, Carl Schiestl und seiner Ehefrau Ottilie geboren. Ottilie brachte aus ihrer ersten Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Bruder ihres Gatten Carl fünf Kinder mit. Das Verhältnis des kleinen Albert zu seinen Halbgeschwistern war zeitlebens nicht gut. Umso enger aber war das Verhältnis zu seinem Vater. Carl Schiestl unterwies den Buben im Sport, in Literatur, im Reiten und übertrug auch seine große Liebe zur Natur auf den kleinen Albert. Er war es auch, der dem erst Vierjährigen seinen ersten Hund schenkte.
Sein Leben lang sollte Albert Schiestl Hunde haben (und immer auch malen), denn „ohne Hund kann ich nicht leben“, meinte er.
Um das Geschäft, das der Onkel aufgebaut hatte, kümmerte sich mehr die Mutter. Das Kaufhaus Schiestl war eine gute Adresse in Erding und bot als Kolonialwarenladen neben Kohlen, alles an was für den täglichen Gebrauch nötig war, bis hin zu Erzeugnissen aus den Kolonien, wie Kaffee und Kakao.
Der erste Schicksalsschlag im Leben Albert Schiestls war der frühe Tod des Vaters. Es folgten Jahre in Internaten bis zur Mittleren Reife und eine anschließende Ausbildung in Augsburg bei einem Tuchfabrikanten. Der Literatur und den Erinnerungen seiner Ehefrau Irmgard zufolge war Alberts Berufswunsch auch in frühester Jugend nicht der eines Künstlers. Vielmehr gab es ein einziges Erlebnis, das ihn zu der Erkenntnis brachte, Kunstmaler zu werden: Er erblickte eines Tages in der sonnenbeschienenen Stube seine Terrierhündin auf einem farbenfrohen Kissen gemütlich vor dem Ofen liegend; die Sonnenstrahlen erhellten im Raum nur Hund und Kissen – diese Szene war so schön, dass er den innigen Wunsch verspürte sie zu malen.
Auch in den Folgetagen malte er und wusste bald: „Ich werde Kunstmaler!“ Es folgte eine kurze Ausbildung in München und auch Privatunterricht bei renommierten Kunstmalern. Bald wuchs aber in ihm der Wunsch nach Amerika auszuwandern. Als Besatzungsmitglied eines Überseedampfers ließ er sich anheuern um nach Amerika zu gelangen, allerdings musste er wegen Krankheit bald von Bord gehen. In Bremen blieb er und verdiente zunächst seinen Unterhalt als Dekorationsmaler.
In seiner anschließenden Tätigkeit in einem Fotostudio lernte er seine spätere Ehefrau, die Kunstmalerin Annemarie Holländer kennen. 1908 wurde Hochzeit gefeiert und 1913 kam Töchterchen Liselotte zur Welt. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Albert Schiestl freiwillig, wurde aber aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt. Während er sich eine Schäferhündin kaufte und zum Sanitäter und Hundeführer ausbilden ließ um doch noch als Kriegsfreiwilliger zu dienen, zogen Ehefrau und Tochter nach Worpswede. Nach dem Krieg zog auch Albert Schiestl nach Worpswede und genoss das Malen, Diskutieren, Zusammensitzen mit den berühmten Künstlern der Kolonie.
Allerdings nahm sein Leben eine schicksalhafte traurige Wendung: Zuerst trennte er sich von seiner Ehefrau, dann brannte seine Unterkunft im Brunnenhof in Worpswede ab und er verlor alles was er besaß. Als gebrochener Mann verließ er Worpswede und zog in den Harz, wo er sich mit Malen und Gelegenheitstätigkeiten über Wasser hielt. Die Situation wurde für ihn immer unerträglicher, so dass er einen von Freunden arrangierten Aufenthalt in einem Nervensanatorium dankbar annahm. Gestärkt nimmt er wieder an Ausstellungen teil – signierte seither mit dem Namen Albert Schiestl-Arding als Reminiszenz an seine bayerische Geburtsstadt - und heiratete 1926 die junge Schauspielerin Irmgard Schott.
Nach der Geburt von Tochter Nora erlebt er eine große Schaffenskraft und konnte an Ausstellungen teilnehmen. 1935 wurde Sohn Thomas geboren. Am 14. Februar 1937 starb Albert Schiestl-Arding; sein Grab ist auf dem Friedhof in Worpswede.
Bis vor kurzem erinnerte am Friedhof St. Paul in Erding am Schiestl´schen Grab eine Gedenkinschrift an ihn; leider wurde der Grabstein abgerissen.
Am Dienstag, den 24.06.2025, gegen 23:05 Uhr, ereignete sich im Gemeindegebiet Lengdorf auf der St2084 zwischen Kirchasch und Landersdorf ein tödlicher Verkehrsunfall.