Lieber Leser, unsere Seite finanziert sich durch Werbeeinnahmen und die deshalb angezeigten Werbebanner. Helfen Sie uns, indem Sie Ihren Werbeblocker ausschalten.
Werbung
Das Informationsportal für Stadt und Landkreis Erding
Wie steht es um den bayerischen Dialekt in Erding?
Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) ist der größte bayrische Sprachverein und zählt derzeit rund 3300 Mitglieder.
Manfred Trautmann leitet den Landschaftsverband zwischen Isar und Inn, ein Unterverband des FBSD mit Sitz in Eitting und ist als Vorsitzender für die Landkreise Erding, Freising, Ebersberg und Mühldorf zuständig.
ED-live: Guten Morgen Herr Trautmann, stellen Sie sich unseren Lesern doch kurz vor.
Manfred Trautmann: Ich bin gebürtiger Erdinger, wohne jedoch schon 20 Jahre in Eitting. Ich bin Autor und Theaterregisseur und habe hierbei fast ausschließlich in „Schriftdeutsch“ gearbeitet. Erst im Alter habe ich als Autor zurück zu meinen Wurzeln gefunden und schreibe jetzt auch Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke in bairischer Mundart.
ED-live.de: Sie sind aktueller Vorsitzender des Landschaftsverbandes zwischen Isar und Inn, ein Unterverband des FBSD. Können Sie uns die Aufgaben und Tätigkeiten hierfür nennen?
Manfred Trautmann: Ich koordiniere die gesamten Veranstaltungen wie Vorträge, Info-Stände in den vier Landkreisen und die Besuche in Kindergärten und Schulen. Mit meiner Kollegin Edeltraut Rey, einer Musik-Kabarettistin, die auch das Amt des zweiten Vorstandes in unserem Landschaftsverband hat, sind wir in ganz Oberbayern, manchmal auch in Niederbayern unterwegs mit unserem Programm: „Boarisch is schee“! In dem Programm geht es um die Herkunft, die Besonderheiten und Anekdoten rund um die Bairische Sprache, garniert mit meinen witzigen Geschichten und Liedern von Edeltraud Rey.
Unser Ziel ist, die Bairische Sprache zu fördern und das Aussterben zu verhindern. In den Schulen erzähle ich etwas zur Bairischen Sprache und die Edeltraud Rey singt Lieder mit den Kindern. In diesen Unterrichtsstunden unterhalten wir uns nur im Dialekt.
ED-live.de: Was verbinden Sie mit dem Verein?
Manfred Trautmann: Den FBSD gibt es schon seit 30 Jahren und hoffentlich noch länger. Eigentlich bin ich kein Vereinsmeier, habe jedoch erfahren , dass die UNESCO schon im Jahre 2009 die Bairische Sprache als „schützenswert“ bezeichnet und quasi zum Untergang verurteilt hat. Gegen diese Gefahr wollte auch ich etwas tun und habe dann den Verein FBSD gefunden. Zufällig ist der damalige Vorstand des Landschaftsverbandes Inn/Isar aus Altersgründen zurückgetreten und ich habe übernommen.
ED-live.de: Seit wann engagieren Sie sich bereits für die Region und was ist Ihre alltägliche Motivation?
Manfred Trautmann: Ich bin jetzt seit sechs Jahren Im Vorstand. Die Motivation ist natürlich der Wunsch unsere Bairische Sprache und die Dialekte am Leben zu halten. Man merkt immer mehr, dass die Ausdrücke im Alltag nordischer geprägt werden, zum Beispiel „tschüss“ anstelle von „Pfiad de“ oder „lecker“ für „sauguad“ oder „gschmackig“.
Wir können in unseren Dialekten Dinge und Zustände viel schöner, genauer und treffender beschreiben als in der Schriftsprache. Nehmen wir als Beispiel unsere bayrischen Künstler im Bereich Kabarett: Monika Gruber, Michael Mittermeier, Andreas Giebel und viele mehr. Ihr grandioser Erfolg basiert zu mindestens 50% auf der Verwendung der Bairischen Sprache.
Leider muss man aber auch sagen, dass sich die Mehrzahl dieser Künstler zwar in vielen sozialen Anliegen engagieren, was sehr ehrenvoll ist, aber außerhalb ihres jeweiligen Programms wenig für den Erhalt einer Sprache tun, mit der sie ihr Geld verdienen.
ED-live.de: Können Sie abschätzen, wie viele Stunden Sie in einer durchschnittlichen Woche für den Landschaftsverband aufbringen?
Manfred Trautmann: Durchschnittlich sind das pro Woche ca. fünfzehn Stunden, inklusive der Vorbereitung, Durchführung und der Nachbereitung von Veranstaltungen, Telefonaten, Beantwortung von Anfragen und üblichen Büroarbeiten.
ED-live.de: Mit welchen Problemen kämpfen Sie und Ihre Mitarbeiter im Alltag?
Manfred Trautmann: Problem sind in erster Linie wir Bayern selbst. Und hier im Besonderen Bairisch sprechende Großeltern und Eltern, die aus Bequemlichkeit und Schlamperei zulassen, dass die Kinder immer mehr einem nördlich geprägten Sprachgebrauch verfallen und nicht mal mehr zu Hause Bairisch sprechen.
Auch Medien, Kindergärten und Schulen tragen eine nicht unerhebliche Schuld am Niedergang der Dialekte. Schon drei Generationen von Nichtsprechern einer Sprache reichen aus, um diese Sprache endgültig aussterben zu lassen. Jede Sprache verändert sich im Laufe der Zeit. Das ist ganz natürlich.
Problematisch wird es dann, wenn Teile der ursprünglichen Sprache durch Teile einer anderen Sprache ersetzt werden, was bei Fortsetzung dieses Prozesses den Untergang der ursprünglichen Sprache bedeutet. Dialekt bedeutet Identität, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Nimmt man einem Menschen einen Teil seiner Identität, wird es ihm nicht besser gehen.
Ich möchte noch bemerken, dass einige unserer größten Dichter, nämlich Goethe und Schiller Dialektsprecher waren. Schiller sprach Schwäbisch und Goethe sprach stets einen gepflegten hessischen Dialekt.
ED-live.de: Welche aktuellen Projekte liegen Ihnen zurzeit besonders am Herzen?
Manfred Trautmann: Nach wie vor die Arbeit in Kindergärten und Schulen. Wenn wir die kommenden Generationen nicht erreichen ist der Untergang der Bairischen Sprache unvermeidlich.
ED-live.de: Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre des Landschaftsverbandes?
Manfred Trautmann: Ganz klar mehr Öffentlichkeitspräsenz. Und deshalb freut es mich besonders, dass ich heute hier bei ED-Live.de sein darf. Und natürlich mehr Engagement zum Erhalt unserer Sprache von der Politik, den Bayrischen Künstlern und generell der Menschen in Bayern, die unserer schönen Sprache noch mächtig sind.
ED-live.de: Nun noch eine private Frage. Gehen Sie irgendwelchen Hobbys nach?
Manfred Trautmann: Schach, Schafkopfen, Lesen, Fußball und Kabarett schauen.
ED-live.de: Wir bedanken uns für das Gespräch.
Manfred Trautmann: Ich bedanke mich, dass ich hier sein durfte.
Anbei finden Sie noch ein Quiz, in dem Sie Ihr bayrisches Sprachtalent unter Beweis stellen können!
Im Zeitraum von Sonntag, 21:00 Uhr bis Dienstag 19:15 Uhr parkte eine 27-jährige Erdingerin ihren Mini in der Langen Feldstraße ordnungsgemäß am Fahrbahnrand.
Es sind zwar noch rund vier Monate bis zur Eröffnung des 83. Herbstfests in Erding, doch schon jetzt stellt die Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu die Weichen für zehn Festtage voller bayerischer Lebensfreude.