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Erding und seine Geschichte: Römische Thermengebäude einer villa rustica in der Kiesgrube Kaiser bei Eichenkofen entdeckt
Fotos: Marcus Drescher, ED-live.de / Teil vom Hypokaustum (Fußbodenheizung)
Inmitten des fortschreitenden Kiesabbaus im Osten von Eichenkofen/Altham finden seit vergangener Woche archäologische Ausgrabungen durch die Fa. PLANAteam Archäologie statt. Die Rettungsgrabungen wurden notwendig, da der Kiesabbau (Kaiser Kies & Sand GmbH) in ein bekanntes Bodendenkmal eingreift – eine seit ca. zehn Jahren bekannte Lesefundstelle der Römerzeit.
Entdeckt wurden mehrere eng beieinanderstehende Grundrisse von steinernen Gebäuden mit Schürkanälen und sogar eine Apsis – ein römisches Badehaus also. Der Gebäudekomplex befand sich folglich unweit der bekannten römischen Sempttal-Straße, die von Langengeisling weiter nach Berglern führt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Ausgrabungen fachlich. Unterstützung erhält der Kiesgrubenbetreiber, Josef Kaiser, durch den Stadtheimatpfleger Archäologie, Wilhelm Wagner, sowie durch Ehrenamtliche Mitarbeiter des Museums Erding und des Archäologischen Vereins Erding.
Auf einer langschmalen, Nord-Süd ausgerichteten Fläche mit gerade einmal 15 m Breite konnten neben einigen Pfostenstellungen und Abfallgruben insbesondere die Grundrisse von mindestens zwei ehemaligen Steingebäuden erschlossen werden. Es handelt sich dabei um ausgebrochene Fundamentgruben, also die untersten Sohlenreste einstiger Mauerzüge.
Nur punktuell konnte noch in situ befindliches Mauerwerk aus Tuffsteinen erkannt werden. In der Regel reichen die Fundamente nur noch 1-2 Dezimeter in den anstehenden Lehmboden. Verfüllt sind sie mit antikem Bauschutt, d. h. Kies, Ziegelfragmenten und Tuffsteinbrocken. Sowohl die Ziegel – sog. tegulae – als auch die geborgene Keramik verweisen ebenso wie die Bauweise in die römische Kaiserzeit. Leider fanden sich die Strukturen oberflächennah unter der modernen Ackerkrume, was ihre verhältnismäßig schlechte Erhaltung bedingt. Erosion und landwirtschaftliche Bewirtschaftung haben hier zu massivem Denkmalverlust geführt.
Da die Ausgrabungen bei laufendem Kiesabbau stattfinden, ist es leider nicht möglich, die Grabungsfläche zu besuchen. Kiesgrubenbesitzer Kaiser erklärte sich jedoch gerne bereit, dass ausgewählte Schulklassen an einem Tag die römische Ausgrabungsstätte besuchen können – um eine Führung zu erhalten.
So besuchten am 14. Mai ab 10 Uhr drei Klassen (7./8./9. Klasse) des Anne-Frank-Gymnasiums Erding (AFG) die freigelegten Grundmauern des römischen Badehauses vor Ort. Die Schulleiterin Wenzl und die Lehrkräfte Gwuzdz, Vollath und Schnabel hatten sich spontan für eine Exkursion bereit erklärt. Bekanntermaßen arbeitet das AFG ja seit vielen Jahren in Sachen Archäologie und Römerzeit erfolgreich mit dem Museum Erding und Harald Krause zusammen.
Es ist nicht das erste Mal, dass in der Stadt Erding römische Mauerfundamente entdeckt wurden. So konnte bereits 1912 im Südosten von Langengeisling (heute Fliegerhorst) ein mehrteiliges Gebäude mit Fußbodenheizung (Hypokausten) und Tuffsteinmauern ausgegraben werden. Später sollte dort auch ein umfangreicher römischer Münzschatz im Zuge des Fliegerhorstbaus aus der Zeit um 233 n. Chr. entdeckt werden – vermutlich wurde dieser im Zuge der verheerenden Alamannen-Einfälle vergraben.
Es ist über 70 Jahre her, dass das letzte Mal ein römisches Landgut (eine sog. villa rustica) im Landkreis ausgegraben wurde. Geschehen in einer Kiesgrube bei Langenpreising in Steingrub. Auch dort wurden übrigens in der Mitte der 1950er Jahre zahlreiche Schulklassen-Führungen auf der Grabung angeboten. Eine weitere Villa wurde in den 1990er Jahren bei Finsing durch Luftbildarchäologie entdeckt – diese liegt bis heute unausgegraben in einem Acker. Von dort ist neben einem stattlichen Hauptgebäude auch ein Thermengebäude bekannt.
Es bleibt also spannend, wann in Eichenkofen das zur Therme zugehörige Wohngebäude im Zuge des fortschreitenden Kiesabbaus auftauchen wird.
Grabungsleiter Ulrich Schlitzer M.A. von PlanaTeam: römischer Dachziegel
Luftbild von der Grabung aus ca 30 Meter Höhe
Teil des Fundaments aus Tuffstein
Brunnen, aus dem die Anlage gespeist wurde (noch nicht komplett ausgegraben)
2. Bürgermeister Erdings Ludwig Kirmair und Museumsleiter Harald Krause