Interview mit dem Weissen Ring
Der weisse Ring ist eine ehrenamtliche Einrichtung, die Opfern von Kriminalität und Gewalt tatkräftig helfen. Dass diese Hilfe wirklich notwendig ist, zeigt eine Registrierung von rund 6 Millionen Straftaten jährlich. Der weisse Ring macht es sich somit zur Aufgabe, als gemeinnütziger Verein Kriminalitätsopfer zu unterstützen und Straftaten zu verhüten, da sich das öffentliche Interesse meist nur dem Tatgeschehen widmet, nicht aber dem betroffenen Opfer selbst. Wir von ED-live.de hatten die Möglichkeit, die überaus engagierte Frau Koschek zu interviewen, die die Kontaktstelle für den Landkreis Erding komplett eigenständig managt und dafür bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
ED-live.de: Frau Koschek, wie lange gibt es den weissen Ring bereits?
Nun, also insgesamt gibt es ihn schon seit 1976 und ich persönlich bin auch schon mindestens seit 20 Jahren dabei.
ED-live.de: Respekt! Wissen Sie noch, wie die Idee entstanden ist, den weissen Ring zu gründen?
Oh ja! Vor 35 Jahren wollte ein Anwalt, Herr Zimmermann hieß er, Opfern von Kriminaldelikten sofort und unbürokratisch helfen. Meist dauerte der Behördengang seine Zeit, also wollte Herr Zimmermann eine Nahtstelle zwischen dem Vorfall und den Behörden einrichten.
ED-live.de: Und wie viele Ehrenamtliche sind dort beschäftigt?
Insgesamt sind es rund 3000 Mitwirkende, in Erding bin ich allerdings alleine. Es wäre sehr schön, wenn noch ein paar Mitarbeiter dazukommen könnten, weil man sich die Arbeit dann einfach besser aufteilen kann.
ED-live.de: Alleine ist das schon ganz schön viel zu tun! Welche Voraussetzungen sollten die Ehrenamtlichen denn mitbringen?
Man muss auf jeden Fall gut zuhören können! Und man benötigt ein gutes Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Betroffenen.
ED-live.de: Werden Sie denn im Umgang mit Gewaltdelikten auch entsprechend geschult?
Natürlich! Zunächst einmal erhalten wir regelmäßig Medieninformationen. Mit der Veränderung der Gesellschaft verändert sich auch die Art der Delikte. So gibt es heutzutage beispielsweise das Stalking, was man früher noch überhaupt nicht kannte.
Dann findet auch jährlich einmal ein Fortbildungslehrgang statt, bei dem man sich nach Belieben den Schwerpunkt selbst aussuchen darf, je nachdem wo man noch Lücken füllen möchte. Und einmal im Jahr findet auch ein Außenstellenleitertreffen aus ganz Südbayern statt, innerhalb dessen man sich natürlich auch noch mal berät.
ED-live.de: Soweit wir wissen gibt es bei Ihnen ja auch ein Opfertelefon. Zu welchen Uhrzeiten kann man dort anrufen?
Das ist rund um die Uhr besetzt. Und wenn ich mal gerade nicht da bin, dann nimmt mein Anrufbeantworter alle Anrufe entgegen.
ED-live.de: Gibt es denn eigentlich eine Zeit, in der besonders viel passiert?
Ja, das ist seltsamerweise die Weihnachts-und Sommerzeit, wobei im Sommer häufig Sexualdelikte vorkommen.
ED-live.de: Finden Sie, dass sich die Zahl der Kriminalitätsopfer in den letzten Jahren erhöht hat?
Es ist durchaus ein Anstieg zu verzeichnen. Das liegt aber auch stark daran, dass die Leute heutzutage im Gegensatz zu früher auch darüber reden. Vor allem die Frauen nehmen nun zunehmend ihre Rechte wahr und lassen sich nicht mehr alles gefallen. Die Zeiten haben sich einfach geändert.
ED-live.de: Mit welchen Partnern arbeiten Sie denn zusammen?
Mit allen Behörden, auch überregional, also zum Beispiel mit der Polizei, mit Gerichten oder auch mit dem Frauenhaus.
ED-live.de: Und was zählt alles zu den Aufgabenbereichen des weissen Rings?
Als allererstes schon mal die Prävention. Wenn aber etwas passiert, dann helfen wir natürlich gleich. So geben wir den Opfern einen Beratungsscheck für den Rechtsanwalt, begleiten sie auf Behördengänge und Gerichtstermine und bieten zudem auch eine psychologische Unterstützung an.
ED-live.de: Wodurch wird denn der weisse Ring eigentlich finanziert?
Wir finanzieren uns durch Spenden und die Mitgliedschaft, das sind 2,50€ im Monat. Und wenn jemand eine Spende abgibt, dann kommt das Geld auch zu 100 % in voller Höhe an und es bleibt nichts für Personalkosten oder ähnliches auf der Strecke!
ED-live.de: Das ist gut! Doch am besten wäre es natürlich, wenn es überhaupt keine Gewaltdelikte geben würde! Haben Sie denn einen Vorschlag, wie man die Zahl an Gesetzesverstößen reduzieren könnte?
Ja, und zwar in dem man die Leute immer wieder durch die Medien, Zeitschriften und Zeitungen darüber informiert und das Thema einfach an die Öffentlichkeit bringt!
ED-live.de: Das waren viele Informationen! Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview und noch eine schöne Vorweihnachtszeit!
Die Webseite des weissen Ring Erding finden Sie direkt unter: https://www.weisser-ring.de/internet/landesverbaende/bayern-sued/erding/index.html
