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Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen: Große Zweifel an Notwendigkeit der Nordumfahrung Erding
Foto: Langengeisling Ist-Zustand
Das Erdinger Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen bestreitet vor dem ersten Erörterungstermin die angebliche Notwendigkeit einer Nordumfahrung für Erding.
Hauptargumente sind die mangelnde Planrechtfertigung und die negativen Auswirkungen auf Natur, Klima, Landwirtschaft und städtische Finanzen.
Nach den aktuellen Planunterlagen (1. Tektur Feststellungsentwurf Reg v. Obb. 08.02.2021, S. 30) wird der Verkehr in der Anton-Bruckner-Straße jedoch von derzeit annähernd 20 000 Fahrzeugen nur um weniger als 3 000 abnehmen.
Somit wird durch den Bau der neuen Straße eine Verkehrsentlastung für die Anton-Bruckner-Straße und der Freisinger Siedlung nicht eintreten. „Diese geringe Verkehrsentlastung wird sich lärmtechnisch nicht bemerkbar machen.
Da bezweifeln wir doch sehr die Rechtfertigung für die anstehenden Ausgaben in der Größenordnung von annähernd 100 Mio. Euro. Dieses Geld fehlt an vielen Stellen in Stadt und Landkreis und darf nicht leichtfertig ausgegeben werden.“, betont Wolfgang Fritz vom BN Erding, der das Bündnis bereits im Frühjahr 2021 ins Leben gerufen hat.
„Dafür muss nun der neue Stadtteil herhalten, den man jetzt nach alten Gewohnheiten mit beliebig vielen Pendler*innen vollstopfen kann, die dann natürlich über diese Straße zur Arbeit fahren „müssen“. Dabei soll und wird dieser Stadtteil in der Zukunft allen Planungen gemäß ganz anders funktionieren.“, erläutert BN-Kreisgeschäftsführerin Sabine Lanzner.
Lanzner weiter: „Die modernen Konzepte setzen auf Arbeit, Wohnen und Einkaufen vor Ort und optimale Anbindung an den ÖPNV, die hier ja mit dem S-Bahn-Ringschluss gegeben ist.“ So bleibt hier nur das Problem der Lastwagen der Firma Kronthaler durch das Wohngebiet Freisinger Siedlung.
Man könnte z. B. entlang der künftigen S-Bahn-Ringschluss-Trasse bis zur ED 19 eine Verbindung schaffen. Auch für die Nordanbindung (Bypass der Alten Römerstr.) durch das Fliegerhorst-Areal ließe sich ohne die Nordumfahrung ein Anschluss an das bestehende Straßennetz finden.
Der erhoffte Nutzen soll den gigantischen Flächenverbrauch, die riesigen Brücken- und Kreisverkehrsbauwerke, die den Naherholungsraum von der Stadt abschneiden und entwerten, und den immensen Schaden an einem der letzten Naturgebiete auf dem jetzigen Fliegerhorstgelände rechtfertigen.
Die Stadt Erding schnürt sich dafür in ein finanzielles Korsett, das für eine sehr lange Zeit den Rückzug auf reine Pflichtaufgaben bedeutet. „Wie dann noch die Stadtgesellschaft auf die vorhandenen und die noch größeren kommenden Herausforderungen reagieren soll, daran haben wir erhebliche Zweifel.“, stellt der Ortsvorsitzende des BN in Erding, Sascha Alexander, fest.
Zum Flächenverbrauch zählen nicht nur die direkt durch die Straße versiegelten Flächen, es werden begleitend für die Landwirt*innen Zuwegungen und Unterführungen notwendig, da keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf der geplanten Nordumfahrung zugelassen sind. Und auch die Kreisverkehre, die statt einfacher Kreuzungen und Einmündungen geplant sind, brauchen unverhältnismäßig große Flächen.
„Nachdem es wegen des Ukraine-Krieges Engpässe bei der Versorgung mit Sonnenblumenöl gegeben hatte, war jeder Hektar Ackerland so wichtig, dass die geplanten neuen Umweltstandards praktisch sofort ausgesetzt werden mussten, um die Ernährung der Welt zu sichern, aber jetzt sind die ca. 34 Hektar plötzlich nicht mehr relevant und es ist wichtiger, mit dem Auto kreuzungsfrei zur nächsten Autobahn zu kommen.“, kritisiert Norbert Hufschmid-Steinmetz von der BI Langengeisling, in der in erster Linie die örtlichen Landwirte organisiert sind. Jakob Maier, Landwirt aus Niederding ergänzt: „34 Hektar sind mehr als der durchschnittliche Vollerwerbsbetrieb in Bayern hat.
Wieder ein Bauernhof weniger. Wann fangen wir endlich an, das Ziel Flächen zu sparen umzusetzen? Das 5-ha-Ziel ist im Zukunftsvertrag des Bayerischen Bauernverbandes mit der Staatsregierung im September 2023 noch einmal versprochen worden. Sind diese Zusagen nichts wert?“
„Das Gebiet im Norden des Fliegerhorsts zwischen Bockhorn/Unterstrogn und Langengeisling zeichnet sich durch seine großen Wiesenflächen rund um die Startbahn und die Teiche als eines der letzten Gebiete aus, in dem Wiesenbrüter und Amphibien noch relativ ungestört ihre Lebensgrundlagen finden können.“, erklärt die Kreisvorsitzende des LBV Uschi Schmidt-Hoensdorf.
Auch Insekten und andere Vögel können dort bisher noch ihr Auskommen finden. Eine Straße bedeutet für viele Lebewesen ein unüberwindliches Hindernis, das die Populationen in mindestens zwei Teilpopulationen aufsplittert, die sich nicht mehr durchmischen können.
Die jüngste Prognose der Vereinten Nationen zeigt, dass die bisherigen Reduktionspläne der Länder deutlich hinter den erforderlichen Zielen zur Treibhausgas-Reduktion liegen.
„In zahlreichen Kommunen werden jetzt alle Planungen auf ihre Klimawirksamkeit geprüft – im Landkreis Erding scheinen die Klimaziele von EU und Bundesregierung keine Rolle zu spielen.“, wundert sich Alfred Schreiber vom VCD. Nur auf die Umsetzung mit klaren Daten und sehr ambitionierten Terminen wartet man schon lange vergeblich.
Das Bündnis fordert eindringlich eine wahrhaftige Klimabilanz, welche die Freisetzung aus dem Boden, durch den Bau und durch die Nutzung der Straße berücksichtigt. Dabei muss natürlich damit gerechnet werden, dass das Verkehrsaufkommen durch die neue Straße wachsen wird.
„Das war bisher noch bei jedem Straßenbauprojekt der Fall und es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum das hier nicht so sein sollte“, so Schreiber weiter. „Außerdem wäre die Verkehrsentlastung für die Stadt Erding dadurch nur minimal. In erster Linie ist und bleibt es ein Flughafenzubringer für eine 3. Startbahn, die jedoch längst wirtschaftlich überholt ist."
Foto: Plakat Kreisel Wartenberger Tor vorher, nachher
Foto: Fotomontage - geplante Brücke bei Langengeisling
Quelle: BUND Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgeschäftsstelle Erding
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