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29.10.2018 - Erding

Erding - Installation, Malerei, Video, Performance in der Görresstraße 15 in Erding

Wo Menschen schlafen, ruhen ganz nah auch ihre Autos. In der Görresstraße 15 in Erding bewohnen sie seit Jahren eine eigene Reihenhaussiedlung. Die neun Fertiggaragen aus den 60er Jahren stehen derzeit kurz vor dem Abriss. Die Autos sind längst ausgezogen und mit ihnen die Winterreifen, das Scheibenklar und die Dachständer. Wenn die Garage ganz leer ist, wird sie für einen Moment als seltsames Bauwerk wahrnehmbar. Ein fensterloser Raum mit einer eigenartig nach oben schwingenden Tür, die beim Zuziehen gewaltig kracht. Garagen sind Orte des Ankommens, aber auch unheimliche Orte, in denen nicht selten Dinge vor anderen versteckt werden. In Garagen lagern sich Geschichten ab wie der Sand vom letzten Urlaub, der aus den Fußmatten auf den Betonboden rieselt.

Sieben Künstlerinnen und Künstler aus Erding und Freising haben den ungewöhnlichen Raum der Garage als reizvollen Ausstellungsort entdeckt. Für ein Wochenende bespielen sie die neun Garagen und machen die Siedlung am Erdinger Stadtrand zu einem aufregenden Kunstort. Die etwas tristen Flachdachbauten, die man bisher gerne übersehen hat, werden zur Begegnungsstätte für die umliegenden Anwohner und Kunstinteressierte aus Erding und Umgebung. Schon öfter hat die Gruppe Buchet 8 Orte in Erding künstlerisch bespielt und ihnen für kurze Zeit eine neue Gegenwart gegeben. Diesem Konzept fühlt sich die Gruppe seit ihren ersten Ausstellungen in dem kleinen niederbayerischen Ort Buchet verpflichtet, wo ein seit Jahrzehnten verlassener Bauernhof durch ungewöhnliche künstlerische Eingriffe wieder zum Leben erweckt wurde.

Empfangen werden die neugierigen Besucher vom Heulen eines Kleinwagens, der scheinbar in einer der Garagen vergessen wurde. Karl-Heinz Einberger fährt von seiner Wohnung zum Ausstellungsort, nur dass das Auto die Garage nicht verlässt. Bewegungen des Gaspedals, damit gekoppelte Betriebszustände des Motors, Lenk- und Bremsmanöver - alle Veränderungen, die während einer Fahrt mit Kameras aufgezeichnet wurden bildet der Künstler in der Perfomance nach. So komprimiert die Arbeit „Kompressor“ das Geschehen, das sich sonst entlang der Strecke entwickelt an den Ort der Ausstellung. á la garage.

Mit den ehemaligen Bewohnern der Garagen beschäftigt sich Margrit Hohenbergers Videoinstallation „Scheibenwischer“. Die Wasserschlieren und Putzstreifen, die den Autofahrer oft nerven, werden als faszinierende abstrakte Formen entdeckt. Flüssiges bildet Flecken und Schlieren, erstarrt und schafft Durchblick. Im Schutzraum der Videogarage darf auch der Freund von Sauberkeit und Autopflege dieses großartige Schauspiel mal ohne Zorn genießen.

Das Fließen und Wogen spielt auch in Judith Treimers Kabinett eine zentrale Rolle. „Strömung“ heißt ihre Installation, die Malerei, Zeichnung und Videoprojektion vereint. Die Arbeiten zeigen Blicke auf ein komplexes Gefüge aus sich hebenden und senkenden Oberflächen, auf Flüssigkeit, eine quecksilbrige Membran, Licht widerspiegelnd, durchscheinend oder schäumend. Spürbar wird dabei immer wieder das bedrohliche Darunter, die schwarze Untiefe, die Unterströmung, die private Apokalypse.

Heike Bildhauer und Enno Lehmann zeigen

3 Farbräume – In 3 Garagen – Aus den 50er? 60er Jahren? – War das nicht die Zeit? – Als Zukunft wieder – Neu erstand – Mit Hoffen und – Erwarten sich füllte – Verheißend leuchtete – Futuristisch die Neue Zeit – Endloser Energie für alle – Beheizte Straßen – Fern sehen und Mond flüge – Auto mobile für jeden – Fahren und fliegen und – Fahren und fahren – Jederzeit überall hin.

„Der Gegenstand des Traums“ nennt Iris Hackl ihre Installation von Zeichnung im Garagenraum.
Träume verschlossen in einer Garage - Gedankenverstrickungen - Ein Auflösen, sich wieder(er)finden - Geh hinein - verschleierte Welten, Regennebel - Verlorene Gegenstände und Geschichten zeigen sich.

Gerhard Schebler bringt die Schlafstätten von Autos und ihren Fahrern zusammen. Im neben den Garagen befindlichen Wohnhaus hat er Spuren der Bewohner gesichert und vielschichtige Bilder entdeckt. Durch einen Wanddurchbruch wird die enge Garage zu einer Wohnung ohne Fenster. Wie im Traum öffnet sich in dem bedrückenden Betonraum eine helle Tür zu einem anderen Ort. Dort begegnen dem Besucher die Fundstücke aus dem Haus, die eingegangen sind in eine raumgreifende Installation. Deren Titel „In Konfrontation zu politischeren Sachen – Die Fantasie schafft Ideen, das Denken führt sie aus“ wurde ebenfalls im Haus gefunden. Die programmatischen Worte stehen auf Altgriechisch an einer Wand im Dachgeschoss. Sie bleiben ebenso wie die Fundobjekte rätselhaft und faszinierend zugleich.


Die Künstler würden sich sehr freuen, Sie am Samstag, den 10. November von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr oder am Sonntag von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr à la garage in der Görresstraße begrüßen zu dürfen. Heike Bildhauer, Karl-Heinz Einberger, Iris Hackl, Margrit Hohenberger, Enno Lehmann, Gerhard Schebler, Judith Treimer

Quelle: Gerhard Schebler

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