03.08.2022 - Erding
Bericht der Integrationsbeauftragten Sosa Balderanou im Rahmen des Pressegesprächs am 01.08.2022
Bild: Archiv - CSU
Mit dem Krieg in der Ukraine begann auch im Landkreis Erding eine Welle von Hilfsbereitschaft und Solidarität.
Wir haben derzeit mehr als 1000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen im Landkreis Erding. Davon ist ein Teil von den Behörden untergebracht worden und der andere Teil auf Grund der großen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in privaten Unterkünften.
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist enorm und ohne die vielen Helfer*innen wären wir maßlos überfordert (aufgeschmissen). Dafür sind wir, bin ich, sehr, sehr dankbar. Wenn sie nicht ihre Zeit zur Verfügung stellen, würde die Unterstützung und die Integration der Geflüchteten nicht funktionieren. Und diese Arbeit der Helfer*innen ist sehr zeitaufwendig und intensiv. Die Flüchtlingskrise 2015 hat uns allen aufgezeigt, was optimiert werden muss. Den Unmut der Helferinnen und Helfer kann ich sehr gut verstehen und es stimmt, dass nicht alles so läuft, wie auch ich mir vorstelle, dass es laufen sollte.
Bürokratie, Lehrer, Sprachkurse:
Ich bin der Auffassung, dass die Integration der Geflüchteten sehr gut gelingen kann. Wir haben einen Fachkräftemangel und was spricht dagegen geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die arbeiten wollen, dabei zu unterstützen, Arbeit zu finden? Ich sehe die Geflüchteten als eine große Chance für uns und ich spreche hier auch aus Erfahrung. Das beginnt jedoch schon bei der Sprache.
Die Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir müssen die geflüchteten Menschen befähigen, selbstständig zu leben. Es werden vom BamF Integrationskurse angeboten, jedoch sind die Wartezeiten sehr lang, bis man einen Kurs belegen kann. Je länger wir mit den Deutschkursen warten, desto mehr Geld müssen wir investieren für Wohnunterkünfte, Teilhabe usw. Wir benötigen dringend Integrationskurse. Wir haben Menschen vor Ort und wir holen uns aus anderen Ländern Menschen um beispielsweise bei der Flugabfertigung zu unterstützen? Wir haben mehr als 1000 geflüchtete Ukrainer im Landkreis Erding und wenn man davon ausgeht, dass davon etwa 1/3 arbeitsfähig wäre, hätten wir mindestens 333 Personen die dem Arbeitsmarkt potenziell zur Verfügung stehen.
Ab September stehen lediglich 30 Integrationsplätze zur Verfügung. Mit meiner Arbeitsgruppe „WIR“ versuchen wir u.a. in Zusammenarbeit mit der Realschule Taufkirchen zu unterstützen um eine Alphabetisierungsklasse zu etablieren. Wir haben auch Menschen die weder lesen noch schreiben können, kann man sich nicht vorstellen, aber das ist Realität und wir haben nicht wenige davon. Je schneller die Geflüchteten Menschen die Sprache lernen, desto schneller können Sie mit der Arbeit beginnen? Jobcenterleistungen sind Aufgaben des Bundes.
Ein Mensch, der weder lesen und schreiben kann, kann keinen Antrag ausfüllen (ergänzen). Auch hier gilt mein Dank an das Jobcenter die Geflüchtete bei der Ergänzung der Anträge unterstützt haben. Das erfordert viel Zeit und Geduld und das bleibt sehr häufig an den Helfern hängen. Hier könnte ich mir vorstellen, dass InVia mehr wöchentliche Sprechstunden mit Übersetzer anbietet.
Die Anträge sind, weiß Gott, nicht leicht zu verstehen, da kommen auch Einheimische an ihre Grenzen. Auch wenn die Texte übersetzt sind, ist es oft sehr schwierig. Ich kenne genügend deutsche Bürger die sich bei Formularen sehr schwer tun, weil die Behördensprache viele Fachwörter enthält. Wir haben noch viel Arbeit vor uns aber wir lassen uns nicht abschrecken und werden gemeinsam die Sache angehen.
Im Verbund hat man viel mehr Kraft als wenn man alleine versucht zu kämpfen. Mit Gemeinsam meine ich die Helfer und die Behörden zusammen. Denn nur zusammen können wir ans Ziel kommen.
Ich möchte mich nochmal bei allen Helfer*innen bedanken und vor allem möchte ich mich bei unserem Landrat Martin Bayerstorfer und die Verwaltung des Landkreises bedanken, die mich immer in allen Belangen was Flüchtlingsarbeit, sofern es den Landkreis betrifft unterstützen.
Quelle: Kreisrätin Sosa Balderanou, CSU
alle Informationen zum Thema:
Migration
weitere Nachrichten aus: